Silber und Lebensmittel
Der Moderator von "Bares für Rares" verstieg sich mal zu der Annahme, dass Silber vergoldet wurde, um den Kontakt mit Lebensmitteln zu verhindern. Denn der sei ja giftig.
Die sog. "Expertin" traute sich noch nicht einmal, ihn zu korrigieren. Erst in späteren Sendungen wurde klar, dass die Behauptung völliger Blödsinn war. Natürlich kommt es zwischen Silber und Lebensmitteln nicht zu giftigen Reaktionen. Silber wirkt sogar als natürliches Antiseptikum!
Die Gründe für Außenvergoldungen von Silber liegen ausschließlich im Bereich von Mode und Prestige.
Eine Innenvergoldung von Tafelsilber macht Sinn, wenn das Silber über längere Zeiträume agressiven Lebensmitteln - also Salzen und Säuren - ausgesetzt ist.
Längere Zeiträume! Wenn Sie z.B. Ihren Salat - Obstsalat oder angemacht mit Essig und Öl - in einer Silberschale servieren, macht das der (und auch dem Salat) überhaupt nichts. Denn ich gehe davon aus, dass Sie die auch recht zeitnah wieder abspülen werden.
Liegt Salz aber über Wochen und Monate in einer Saliere, kann es zu unschönen schwarzen Punkten auf der Silberoberfläche kommen. Deshalb sind Salieren meist innen vergoldet. Das schützt vor den Reaktionen zwischen Salz und Silber.
Salieren / salts spielten im 16. JH eine große gesellschaftliche Rolle, als Salz noch sehr teuer war. Da stand ein großer Salzbehälter beim Gastgeber und für die soziale Anerkennung war es wichtig, als Gast nicht zu weit "below the salt" zu sitzen. Sonst war man nicht "worth one`s salt".
Später stand bei jedem Gast ein kleines Salzschälchen odernur noch ein Salzstreuer für alle auf dem Tisch.
Diese Salzschälchen können Sie heute wunderbar vielseitig nutzen. Ob Sie nun Meersalz oder Kräuterbutter auf den Tisch stellen, Eis zum Nachtisch servieren oder beim Fernsehen Gummibärchen neben die Fernbedienung stellen möchten - viel stilvoller geht das kaum als mit alten Salieren.
Ich freue mich, eine kleine Kollektion von Salieren in unterschiedlichen Formen anbieten zu können - innen vergoldet oder eben nicht.
1790 Abraham Peterson London
11 cm lang und 350 Gramm schwer.
895 €
1794 Robert Hennell London
10 cm lang und 157 Gramm schwer.
425 €
1815 Thomas Johnson London
10 cm lang und 172 Gramm schwer.
425 €
1854 Henry Wilkinson Sheffield
20 cm lang, 10 cm tief und 335 Gramm schwer
Das 4. Foto ist nur ein BEISPIELBILD!
595 €
1778 John Lloyd Dublin
12 cm hoch, 20 cm Durchmesser und 778 Gramm schwer
Silber aus Irland - zumal gepunzt mit Jahresbuchstaben - aus dem 18. Jahrhundert ist sehr rar. Diese zeitlose Schale in praktischer Größe passt zu jeder Einrichtung.
Ich sage ja immer: Die Art Deco Designer haben vor allem im 18. JH abgekupfert. Aber was soll man daran auch verbessern?
3750 €
1701 Robert Timbrell London
ca. 29 cm Durchmesser und 1425 Gramm schwer.
Eine imposante und extrem frühe Schale, das Design auch nach über 300 Jahren noch zeitlos frisch wie am ersten Tag. Ursprünglich für Punch, dient sie heute als Obstschale oder als Weinkühler oder einfach nur als dekorative, wertbeständige Antiquität - immer auch ein Hingucker!
Mit zertifizierter Provenienz.
6500 €
Solche Streuer - caster genannt - waren vor allem im 18. Jahrhundert populär. Unterschiedliche Formen, Größen und Lochungen. Für Zucker, Salz, Pfeffer, Senf und andere Gewürze.
Heute noch gerne genutzt, auch für Puderzucker zu den Poffertjes 😋
1712 Charles Overing London
ca. 20 cm hoch und 378 Gramm schwer.
Streuer in dieser oktagonalen Form gab es nur für kurze Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die stabile Bauweise ist sehr anspruchsvoll in der Herstellung und erfordert viel Material. Es ist also nicht verwunderlich, dass man recht schnell zu runden Formen überging.
Solche Streuer - sog. caster - gibt es in in Größen zwischen 8 cm und über 20 cm. Die kleinen werden vom Handel auch gerne Zuckerstreuer genannt, sind aber Salzstreuer. Ab etwa 15 cm Höhe kann man von Zuckerstreuern sprechen.
Dieser hier ist auf jeden Fall ein sehr ordentlicher Zuckerstreuer! Tolle Haptik durch hohes Gewicht und vor allem: Der Deckel sitzt fest und fällt Ihnen auch nach über 300 Jahren nicht mit dem Zucker auf die Muffins oder die Erdbeeren.
1590 €
1712 "Langlands" London
17 cm hoch und zusammen 548 Gramm
Schon im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert landeten immer mehr Gewürze und Zucker aus Asien und der Karibik in England, einschließlich der Rezepte aus Frankreich und Holland.
Und die passenden Streuer gleich mit.
Diese sog. caster gibt es vielen Größen, je nach Verwendungszweck. So sind die kleinen Exemplare eher Salz- und Pfefferstreuer, während die Exemplare ab 17 cm meist Zuckerstreuer genannt werden.
In solchen castern standen aber auch Muskatnuss, Ingwer, Senf, Zimt und Nelken auf den Tischen.
Dadurch erklären sich die unterschiedlichen Gestaltungen der Streuköpfe, mit mehr oder weniger Streuöffnungen in mehreren Größen.
Oder mit Aufsätzen ohne offene Streulöcher. Die sog. blind piercings dienten der Verzierung, aber der Inhalt eignete sich nicht für die Streuung durch kleine Löcher und wurde bei geöffnetem Deckel entnommen.
Wie z.b. Senf, der damals noch trocken gelagert und genossen wurde.
Hier biete ich Ihnen ein extrem seltenes und sehr frühes Paar größere caster. Aus der Zeit von Queen Anne und aus dem damals vorgeschriebenen 958er Britannia Silver.
Über 300 Jahre alte Paare in einer so individuellen Form findet man auch in den besten Museen nur vereinzelt. Das Ashmolean in Oxford hat eines, dessen nicht so guten Zustand sie selbst als „worn“ bezeichnen.
Ein belgischer Händler bietet ein ähnliches Paar aus Holland aus der Mitte des 18. JH.
Mein Paar ist in exzellentem Zustand, mit einem Streuaufsatz und einem "Blindaufsatz" (vorletztes Foto).
An verschiedenen Stellen sieht man, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt seines langen Lebens mal feuervergoldet war. Wohl nicht bei der Entstehung, aber über die Jahrhunderte kamen Vergoldungen immer wieder mal in Mode. Natürlich könnte man diese „Reste“ auch noch wegpolieren, aber ich mache das nicht. Die gehören zur Geschichte und Patina dieses außergewöhnlichen Fundes.
Bei Bonhams kam auch mal ein „later gilded“ Paar aus dem Jahre 1712 zum Aufruf (letztes Foto)
Die Punzen für London 1712 und die Britannia finden sich an allen Teilen. Die ursprünglichen Meistermarken sind "overstruck" von Langlands und Robertson. Die Langlands waren die ganze 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hindurch die Platzhirsche im Silbergeschäft in Newcastle. Dass sie Silberwaren aus London kauften oder in Zahlung nahmen und dann mit ihrem Meisterzeichen umfirmierten, war weder unüblich noch illegal.
2950 €