Döschen und Dosen

Möglicherweise musste ich ja erst ein bisschen Älter werden, um ein Auge für schöne Pillendöschen zu entwickeln. Diese häßlichen Blister! Dann doch lieber jeden Tag (hoffentlich nur 1x) ein haptisches und optisches Erlebnis in Form einer antiken Pillendose.

Edle Dosen und Döschen für Damen und Herren.

Die Geschichte der kleinen antiken Döschen ist auch die Geschichte des Tabaks.
Grob und pauschal kann man die Entwicklung in England so zusammenfassen:
Bis 1740 wurde Tabak in der Pfeife geraucht, dann 100 Jahre geschnupft und danach trat die Zigarette ihren Siegeszug an. Und für alles gab es das passende Döschen aus edlem Material.

Die älteste bekannte silberne englische Tabakdose stammt von 1652.
Solche sehr seltenen Dosen aus der Zeit um 1700 herum finde ich persönlich besonders reizvoll (Foto 1 unten)

Im Laufe des 18. Jahrhundert wurde in England Schnupftabak immer beliebter – bei Damen und Herren!
Dann kam die Zeit, in der jede und jeder mit einer Riechdose (vinaigrette, Foto 3 unten) unter der Nase durch London rannte. Anders war der Gestank dort auch nicht auszuhalten.

Es verwundert also nicht, dass Sie bei der Suche nach kleinen silbernen Dosen – die heute perfekt sind für Pillen und Pastillen – vor allem Schnupftabakdosen (snuff boxes) und Riechdöschen (vinaigrettes) finden.

Die meisten sind um die 5 cm lang und wiegen nur ein paar Gramm. Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es aber auch relativ große und schwere table snuff boxes (Foto 6 unten).
Diese trug man nicht mit sich, sondern die große Dose stand repräsentativ auf dem Tisch.

Die Beliebtheit des Schnupfens „on the go“ ließ da schon nach und die Zigarette trat die Nachfolge an.

Neben Zigarettenetuis und Zigarrenboxen finden Sie auch Dosen für Gewürze oder auch sog. Freedom Boxes, in denen verdienten Bürgern das Wappen der Stadt in Wachs verliehen wurden.
Außerdem Visitenkarten-Etuis sowie Siegel- und Münzdosen.

Es werden abertausende Dosen und Döschen angeboten.

Allerdings sind nach meinen Maßstäben nur wenige interessant, wenn Sie Wert legen auf einen sehr guten Zustand ohne Beschädigungen, Reparaturen und dem üblichen „wear to high points“.

 Oft sind die Döschen reichlich mit feinen Verzierungen versehen, weshalb niemand wirklich daran interessiert sein konnte, dass mit Hammer und Stempel eine komplette Punzenreihe eingeschlagen wurde. Auch, wenn das Vorschrift war. Oft findet sich nur der Stempel des Meisters.
Über eine klare Punzierung und im optimalen Fall eine identifizierte Herkunft freue ich mich deshalb.

Außerdem mag ich grundsätzlich keine Monogramme oder Widmungen - es sei denn, man kann sie direkt interessanten Persönlichkeiten zuordnen. Aber bitte auch keine dünnen Stellen durch Ausschleifungen!
Sehen Sie das ähnlich und halten Sie sich dann noch fern von der maschinellen „run-of-the-mill“ Massenproduktion aus der 2. Hälfte des 19. JH, sowie den importierten Presswaren aus Hanau, dann wird Ihre Sammlung nicht sehr groß werden.

Ob ein Döschen nun ursprünglich mal als Tabakdose, Schnupftabakdose oder Riechdöschen gedacht war - heute kann es natürlich ganz nach Belieben verwendet werden.

  
Vinaigrettes
Silberne Riechdöschen aus dem 19. JH gibt es viele. Noch viel mehr wurden produziert. Denn es hat zu der Zeit unglaublich gestunken, vor allem in den Städten. Man nahm einen kleinen Schwamm, tauchte ihn in eine mit Aromen versetzte Essigflüssigkeit (daher die Bezeichnung "Vinaigrette" auf Englisch) und verpackte den in einer kleine Dose. Nach dem Öffnen hielt der eingesetzte Grill den Schwamm fest, ließ aber den Duft durch. Die allermeisten Riechdöschen sind deshalb - ganau - Dosen. Und die kann man vielfältig nutzen. Der Grill ist - wie der Deckel auch - hochklappbar und darunter ist Platz für flache Pillen und Pastillen.


1821   Samuel Pemperton   Birmingham
3 cm Durchmesser (plus Anhänger), 26 Gramm

Was für ein seltenes Kleinod!
Gearbeitet als Anhänger und doppelseitig zu öffnen! Auf der einen Seite für den Riechschwamm, mit sehr fein gearbeitetem Grill. Auf der anderen für ein Bild oder eine Haarlocke der / des Liebsten unter Glas.
Heute vor allem ein wunderbar an einer Kette zu tragendes, antikes, vergoldetes Schmuckstück! 

In Top-Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit unzerkratzer Innenvergoldung und Scharnieren ohne Spiel.
1250 €



1847   Frederick Marson   Birmingham
ca. 4.5 x 3.5 cm und 1 cm hoch. 23 Gramm schwer.

Die romatische Gartenszene auf diesem Döschen passt perfekt zur Stimmung im Jahre 1847. Die Bonte-Schwestern wurden gefeiert für "Jane Eyre" und die schwedische Sängerin Jenny Lind löste nach ihrem Auftritt in London einen Hype aus, der heute mit der Beatlemania der 1960er Jahre verglichen wird.

Dieses feine und sammelwürdige Vinaigrette ziert ein sehr aufwändig gefertigter "grill".

In Top-Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit gut erhaltener Innenvergoldung und Scharnieren ohne Spiel.
1250 €



1812   Samuel Pemberton   Birmingham
ca. 5 cm breit, 4 cm tief, 1 cm hoch und 28 Gramm schwer.

Dieses feine Döschen ziert ein sehr aufwändig gefertigter "grill".

Auch nach über 200 Jahren in Top-Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit gut erhaltener Innenvergoldung und Scharnieren ohne Spiel.
595 €




Große "Table Snuff Boxes"

1827   John Bettridge   Birmingham
ca. 8 cm breit, 6 cm tief, 2 cm hoch und 178 Gramm schwer.

Eine sehr detailreiche Szene mit Katharina von Aragon, aus Shakespeares "Heinrich VIII". Auch nach 200 Jahren noch ganz scharfe Konturen!

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit unzerkratzter Innenvergoldung und ohne Spiel im 19-teiligen, fast unsichtbaren Scharnier.
2200 €



1844   Edwards Edwards II.   Birmingham
ca. 10 cm breit, 5 cm tief, 3 cm hoch und 177 Gramm schwer.

Zeichen / crest der Familie Worsley.

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit unzerkratzter Innenvergoldung und ohne Spiel im 9-teiligen, fast unsichtbaren Scharnier.
1750 €




Mittelgroße und kleinere, portable "snuff boxes"

1839   Francis Clarke   Birmingham
ca. 7 cm breit, 4 cm tief und 67 Gramm schwer.

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit gut erhaltener Innenvergoldung und ohne Spiel im 9-teiligen, fast unsichtbaren Scharnier.
395 €



1918   Stokes + Ireland   Chester
ca. 9 cm lang, 6 cm breit, 3 cm hoch und 109 Gramm schwer.

Durch die leicht gerundete Form ein echter Handschmeichler!

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, Verzierungen nicht blindpoliert, mit gut erhaltener Innenvergoldung.
550 €



1819   John Douglas   London
ca. 8 cm Durchmesser, 2.5 cm hoch und 102 Gramm schwer.

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert.
595 € 



1969   James Geraghty für APREY   London
ca. 8 cm breit, 5 cm tief, 2 cm hoch und 88 Gramm schwer.

Nicht alt, aber ASPREY-Qualität.
Buckingham Palace, gesehen von St. James`s Parc.

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert, mit gut erhaltener Innenvergoldung und ohne Spiel im 9-teiligen, fast unsichtbaren Scharnier.
595 €




Visitenkarten-Etuis

1830   Taylor + Perry   Birmingham
ca. 9 cm breit, 6 cm tief, 1 cm hoch und 75 Gramm schwer.

Ein frühes Visitenkarten-Etui, aus der Zeit der Regentschaft von William IV. Die Verzierungen gehen über alle 4 Seiten!

Top Zustand, also ohne eingedötschte Ecken, dicht schließend, nicht blindpoliert.
895 €



um 1920   Skandinavien   935er Silber
ca. 7.5 cm lang, 4.5 cm breit und 55 Gramm schwer.

Als Zigarettenetui gefertigt, ist es für die meisten heutigen Zigaretten wohl zu klein, es passt eher für kleine Zigarillos oder passende Visitenkarten.
Das Etui besticht durch seine tadellose feine Emaille-Arbeit auf der Vorderseite.
595 €