Allgemeine Information rund ums Besteck

"Es kommt eine Zeit im Leben, da genießt man das Essen in Gesellschaft noch mehr - und dazu gehört ein edles Besteck"

Nicht für das schnelle Steh-Frühstück vor der Fahrt ins Büro. Auch nicht unbedingt für die Pizza am Skatabend. Aber am Wochenende, beim Frühstück mit der Familie, der Kaffeetafel mit Schwiegermutter oder einem Abendessen mit Freunden - da verleiht ein edles Besteck aus massivem Silber zusätzliche Ruhe und Wertigkeit. 

Vielleicht wird es sogar einem dekorativen Besteckkasten entnommen.

Besteck-Sets mit 7, 10 oder noch mehr Teilen pro Person sind eine recht neue Erfindung. Bis ins 18. Jahrhundert hinein hatte jeder sein eigenes Messer dabei, auch zum Essen. Außerdem einen Löffel. Die armen Menschen aus Holz, die wohlhabenden aus Silber. Bis sie ihn wieder abgeben mussten, den Löffel.
Gabeln ersetzten die Finger erstmals in den feinen Kreisen Italiens im 16. JH. Man vermutet, dass die Florentiner Familie Pucci die ersten waren, die mit Gabeln zu Tisch saßen. Dagegen gab es große Widerstände; u.a. von der Kirche, die die damals 3-zackige Gabel als Symbol des Teufels ansah.
Die ersten kompletten Bestecke in gleichem Design hatten wohl italienische Adels- und (siehe da!) Kirchenkreise im 17. Jahrhundert. Von dort schwappte die Tischkultur langsam nach Frankreich und der englische Hofstaat von Charles II brachte sie nach seiner Rückkehr aus dem französischen Exil im Jahre 1660 nach England. Die Gäste mussten sich erst daran gewöhnen, dass sie nicht mehr ihr eigenes Esswerkzeug mitbringen mussten, sondern der Gastgeber welches bereit hielt.
Sie finden bei mir Besteckdesigns im Jugendstil und Art Deco aus Skandinavien, hauptsächlich von Georg Jensen und Evald Nielsen. Auch mal ein Baguette aus Frankreich - wenn ich ein gutes bekommen kann.


Spezialisiert habe ich mich auf erstklassige - meist handgeschmiedete - Bestecke von den Britischen Inseln in den ewig zeitlosen klassischen Designs.


Qualität von Bestecken

Ein Besteckteil besteht immer aus einem Rohling und einem eingeprägten Muster. Muster nur auf der Vorderseite nennt man "single struck". Sind die Muster vorne und hinten, nennt man das "double struck". Dazu ist i.d.R. mehr Silbersubstanz nötig; sie sind dann also etwas schwerer.

Beim Rohling trennt sich schon der Streu vom Weizen: Er kann handgeschmiedet sein oder gestanzt aus Silberblechplatten. Sehen Sie den Unterschied!

Dieses Video zeigt, wie Besteckteile per Hand geschmiedet werden: https://handgeschmiedet

Dieses Video zeigt die Massenproduktion per Stanzmaschine: https://gestanzt

Lassen Sie sich also nicht täuschen, wenn Hersteller heute in ihren Prospekten von Handarbeit und Manufaktur schwadronieren. Das hat nichts zu tun mit handgeschmiedetem Besteck. Ich will hier wirklich nicht den Oberlehrer spielen, aber es muss mal klar gesagt werden:

  • Sie bevorzugen moderne Designs, Art Deco / Jugendstil? Sie möchten Besteckteile, die erst im 20. JH richtig in Mode kamen, wie Fischbestecke, runde Suppenlöffel oder Kuchengabeln "Deutsche Größe"? Dann brauchen Sie über das Thema nicht nachdenken, denn im 20. JH sind handgeschmiedete Bestecke eine extreme Ausnahme. Kaufen Sie Bestecke von Georg Jensen wegen der wirklich tollen Designs und der Wertbeständigkeit. Oder zumindest Ware aus 925er Sterling Silber. Mit Hilfe von Maschinen produziert, aber todschick - und die machen auch satt.
  • Sie mögen die klassischen zeitlosen Designs wie z.B. das Spatenmuster in seinen Variationen? Oder die massiven "barocken" Muster? Dann geben Sie bitte kein Vermögen aus für neue Stanz-und Pressware und seien Sie auch sehr wählerisch bei den ganzen 800er "Restposten" die den deutschen Gebrauchtmarkt überschwemmen. Gönnen Sie sich stattdessen handgeschmiedetes Besteck von den Inseln aus dem 19. JH. Diese kosten bei objektivem Vergleich kaum mehr als viele gestanzte 800er bei ebay und immer noch viel weniger als neue! Manchmal muss man länger suchen - mache ich für Sie ;-) - aber dafür bekommt man sie mit Geschichte und Persönlichkeit.

Bei einem Besteck aus England aus den Jahren vor etwa 1860 können Sie 100%-ig sicher sein, dass es handgeschmiedet wurde. Kommt es aus London, dann bis ins ganz frühe 20. Jahrhundert.

In Sheffield wurde ab ca. 1860 weitgehend maschinell produziert. Damit erwuchs den Londoner Silberschmieden eine ungeahnte Billigkonkurenz, gegen die sie sich u.a. mit einer Qualitätsoffensive zur Wehr setzten. Natürlich gab es Schmutzbuckel wie William Hutton, die in Sheffield maschinell produzierten, aber in London stempeln ließen. Deshalb kaufen Sie ja bei jemandem, der sich auskennt ;-)

Handgeschmiedetes Besteck ist in der Regel schwerer als maschinell gefertigtes Besteck. Und hält ewig! Warum?

1) Das Silber wird während der Bearbeitung mit dem Hammer mehrfach "annealed", also wieder rotglühend erhitzt und dann im Wasser abgekühlt. Damit wird es während der Bearbeitung wieder geschmeidig gemacht - aber nachher ist es insgesamt fester als zuvor.

2) Maschinell gefertigte Bestecke werden aus gleichmäßig dünn gewalzten Silberplatten gestanzt. Alle Stellen, z.B. der Löffelschale / Laffe, sind somit gleich dick. Bei der Handschmiede dagegen wird darauf geachtet, dass der Löffel an den Rändern / Kanten und vor allem vorne besonders dick ist. Denn das sind die strapazierten Stellen beim jahrzehntelangen Gebrauch. Wie der Herr im Video oben so schön sagt:

"The advantage of hand forging is primarily to make sure that you have got the silver where you need it most."

3) Die Verzierungen sind tiefer, 3-dimensionaler, plastischer.

Heute wird nur noch in ganz wenigen Werkstätten handgeschmiedetes Besteck gefertigt. Das Handwerk stirbt. Noch ein Grund, sich und Ihrer Familie solch ein wertiges Besteck zu sichern.


Gebraucht oder neu?

Die Londoner Bestecke aus dem 19. JH sind die besten der Welt. Punkt. Aber auch der Preis ist ein sehr gutes Argument für ein gebrauchtes Besteck. In Top-Zustand und wenn es ordentlich poliert ist, sieht es nicht schlechter aus als ein neues Besteck nach 10-maligem Gebrauch. Und selbst die besten viktorianischen Bestecke kosten noch deutlich weniger als neue Press- und Stanzware heute.


Die Messer

 Die Messer führen bei Silberbestecken aus mehreren Gründen ein gewisses Eigenleben.

  • Seit Hunderten von Jahren gibt es sog. spoon maker, also Silberschmiede, die die Menschen speziell mit Löffeln versorgten. Diese fertigten i.d.R. später auch die Gabeln und andere Besteckteile aus Vollsilber.
  • Messer brauchen aber eine Metallklinge, wenn sie scharf sein sollen. Deshalb haben nur Buttermesser, Fischmesser und manchmal Dessertmesser Silberklingen. Die Fertigung von Metallklingen in Messern mit Silbergriffen ist ein spezielles Handwerk von sog. cutlers.
  • Bis ins frühe 19. JH war es durchaus üblich, Messer gesondert aufzubewahren in sog. knife boxes. Siehe dazu mehr in der Rubrik "Besteckkästen".
  • Rostfreie Edelstahlklingen gibt es erst seit ein paar Jahrzehnten. Es ist völlig normal, dass die Messer, mit denen ein heute noch völlig intaktes Ensemble aus Löffeln ud Gabeln im 19. JH benutzt wurde, nicht mehr existieren. Oder nur, wenn man viel Glück hat - dann meist mit neuen Klingen. So viele wurden auch gar nicht mit Silbergriffen gefertigt, denn es war durchaus üblich, die Griffe aus Bein oder Knochen zu fertigen Und die haben sich natürlich verabschiedet mit der Zeit.
  • Selbst die heutigen "rostfreien" Edelstahlklingen sind nicht für die Ewigkeit. Auch diese Klingen beginnen irgendwann zu rosten - nach einigen Jahrzehnten! - je nach Pflege, Gebrauch und Lagerung. Es heißt zwar "rostfreier" Stahl, besser wäre aber die Bezeichnung "rostträge". Würde man Stahl wirklich rostFREI machen, dann wäre er am Ende so hart und brüchig, dass man ihn nicht mehr schleifen / schärfen könnte. Man muss also über die Jahrzehnte mit dem einen oder anderen schwarzen Punkt auf der Klinge leben. "Pitting" nennt man das auf Englisch - "Rostfraß" auf Deutsch. Wobei der Begriff "Pitting" sicher angenehmere Assoziationen weckt als "Rostfraß". Zumal Rostfraß deutlich schlimmer klingt, als es ist. Es sind, wenn man ganz genau hinschaut, minimale kleine Löcher / Vertiefungen in der Oberfläche. Vor allem an den Kanten und am Übergang zum Griff. Es ist also völlig normal, die Messer oder zumindest die Klingen alle paar Jahrzehnte auszutauschen.
  • Für die sehr beliebte Form "Spaten" / "Fiddle" gab es gar kein eigenes Messer-Design. Zu dem Muster passen aber viele andere. Ausgesprochene Spaten-Messer sind eine (überflüssige) Erfindung des späteren 20. JH.
  • Zu allen halbwegs gängigen Designs gibt es heute neue Messer mit Silbergriffen zu kaufen. Robbe + Berking verlangt zur Zeit 257 € für ein Menümesser. Neue Messer bekommen Sie bei mir (trotz Einfuhrumsatzsteuer durch Brexit) meist für weniger als die Hälfte. Ich lasse sie in sehr guter Qualität in England fertigen.
  • Übrigens: Die Messer werden bei der Gewichtsangabe zum Besteck nicht hinzugerechnet. Zumindest bei seriösen Anbietern.
  • Wenn Sie Klingen wechseln möchten, dann kann ich Ihnen die Silberschmiede von Holger Brüggmann in Lüneburg empfehlen: www.silberschmiede-online.de

 

Der Zustand

Alle meine angebotenen Bestecke sind in einem exzellenten Zustand - aufwändig poliert, appetitlich sauber und sofort einsetzbar. Dazu weitestgehend frei von den üblichen Verbrauchserscheinungen, die der Zahn der Zeit so hinterläßt.

 Da sind vor allem zu nennen:

  • abgeschliffene Löffelspitzen
  • Abgenutzte äußere Gabelzinken. Gerne werden die anderen dann irgendwann "angepasst", also ebenfalls gekürzt. Das kann man machen, wenn es sich nur um 1-2 mm handelt, professionell gemacht wird und die Spitzen wieder geformt werden. So ist es aber selten ...
  • Die Aufnahmen links und mitte oben zeigen 2 Bestecke im gleichen Design und aus der gleichen Zeit, aber in ganz unterschiedlichem Zustand. Und lassen Sie sich solche Gabeln wie auf dem rechten Foto nicht als "leichte Gebrauchsspuren" verkaufen.


Die Preise

Nehmen Sie als "benchmark" die Zusammenstellung auf dem folgenden Bild. Je 7 Teile pro Person. Alles was man braucht für Suppe, Vorspeisen, Hauptspeisen, Nachspeisen, Kaffee oder Tee. Eine solche Zusammenstellung für 12 Personen / 84 Teile kostet neu gestanzt bei Carrs in England mind. 15 Tausend €, bei Robbe + Berking mehr als 20 Tausend €. Also pro Teil im Schnitt rund 250 €. Mit steigender Tendenz.

Da Material- und Arbeitseinsatz für die Firmen bei allen Designs praktisch gleich sind und alle Muster unbegrenzt zur Verfügung stehen, ist die Preisstruktur bei denen einfach: So gut wie alle Designs kosten gleich viel. Sobald sie auf den Gebrauchtmarkt kommen, knallt der Preis natürlich runter. Trotzdem werden noch hohe Preise verlangt. Sogar für 800er Silber. Meist unpoliert.

Der Gebrauchtmarkt für Besteck aus dem 20. JH ist ein bisschen unübersichtlich, auch in England. Es gibt so ein Durcheinander in den Zusammenstellungen durch viel mehr Teile als früher - von Espressolöffelchen bis Austerngabeln. Deshalb beschränke ich mich hier auf die Preisdarstellung für die guten alten handgeschmiedeten Bestecke. i.d.R. aus dem 19. JH. Da gibt es schon deutliche Unterschiede von Design zu Design. Ein schlichtes und relativ "häufiges" Besteck in Old English kostet deutlich weniger als der begehrte Fiddle + Thread (Augsburger Faden) oder die seltenen aufwändigen Muster wie Elizabethan, Kings Husk oder gar Coburg.

Für einen Preisvergleich empfehle ich, immer das oben gezeigte Standardbesteck mit 7 Teilen zugrunde zu legen. Also ohne Nebelbomben wie z.B. 6 zusätzliche kleine Salzlöffel. Wird das Besteck nicht für 12 Personen angeboten, sondern für 6 oder 10, dann den Preis ins Verhältnis setzen. Klar, vollständige Bestecke für 12 Personen sind seltener und begehrter, aber für einen Richtwert reicht die Rechnung alle mal.

Sie werden schnell feststellen, dass sich im englischen Einzelhandel für gutes altes Besteck in sehr gutem polierten Zustand in etwa folgende Werte ergeben:

  • Schlichte Muster ohne Verzierung, wie Old English, Hanoverian oder Fiddle / Spaten: ca 80 Pfund pro Teil (1 GBP mit Bankgebühren zur Zeit knapp 1,20 €)
  • Kings, Queens, Albert u.ä.: ca 100 GBP pro Teil
  • Augsburger Faden (Fiddle + Thread oder Fiddle Thread + Shell) deutlich über 100 GBP pro Teil.
  • Exklusive Designs wie Elizabethan, Coburg oder Kings Husk kosten noch deutlich mehr. Aber immer noch weniger als neue Stanzware.

Natürlich kommen noch andere Kriterien bei der Preisfindung dazu. Wie "straight canteens" oder schöne crests / Familienzeichen und natürlich: Zustand! Zustand! Zustand!

Aber als Richtwerte eignen sich die Zahlen auf jeden Fall. Zumindest um festzustellen, wie günstig ich bin ;-)

ACHTUNG! Seit 1. 1. 2021 kommen bei Einfuhr nach Deutschland 19 % Einfuhrumsatzsteuer hinzu!


Straight or composite /matched/assambled?

Alles aus einer Hand oder gesammelte Werke?

Schon interessant: In Deutschland haben wir gar keine Silberpunzen, die das Herstellungsjahr verraten. Und Georg Jensen hat seit 1945 seinen Stempel praktisch nicht mehr verändert. Da merkt man also gar nicht, ob ein Besteck aus mehreren Chargen / Zeiträumen zusammengestellt wurde. Die meisten kontinentalen Händler und Kunden denken darüber nicht einmal nach. Man sieht ja auch nichts, wenn alle Teile den gleichen Polierstand haben. Schon gar nicht bei Maschinenware. Zumal die Punzen selbst i.d.R. auf der Rückseite sind.

Aber im Vereinten Königreich gibt es diese besondere Champions League: Straight Canteens! Straight in Reinform bedeutet: Alle Löffel und Gabeln sind seit bis zu 200 Jahren zusammen und tragen die gleichen Jahres- und Meisterstempel. Ein paar wenige Jahre rauf und runter beim gleichen Hersteller liegen im Toleranzbereich.

Wenn dann noch alle Teile das gleiche originale family crest / Familienzeichen tragen - BINGO! Dann schlägt auch mein Herz ein bisschen höher.

Man bekommt die ersten straight Bestecke überhaupt erst ab ca. 1820. Im 18. JH war es nicht üblich, komplette Bestecke (canteens) aus einer Hand zu kaufen - ebensowenig wie komplette Kaffee- und Teeservice. Das Handwerk war noch diversifizierter (z.B. reine spoon maker) und der Kunde kaufte vielleicht immer beim gleichen Einzelhändler - der aber bei verschiedenen Werkstätten, ergo mit verschiedenen Meistermarken. Und ich bin sicher: allen war das völlig egal.

Viel häufiger findet man heute sog. matched oder assembled canteens. Also Bestecke, die aus mehreren Teile zusammen gesetzt sind. Oft werden zur optischen Vereinheitlichung erst einmal alle crest ausgeschliffen. Nicht alle Zusammenstellung sind gelungen - vorsichtig ausgedrückt.

Aber grundsätzlich kann man sehr gute Zusammenstellungen erhalten, wenn alle Teile aus der gleichen Werkstatt kommen. George Adams von Chawner + Co z.B. hat von 1840 bis 1883 produziert. Genauer: Die in seiner Werkstatt gefertigten Teile tragen seinen Stempel (abgesehen von den vielen Auftragsarbeiten für andere retailer, die er beliefert hat). Wenn also eine Zusammenstellung im gleichen Design mit GA-Stempel erfolgt, dann passen die schon sehr gut zusammen, auch, wenn die Jahrgangsstemel über Jahrzehnte verstreut liegen. Das kleine D auf dem Bild neben dem GA für George Adams zeigt übrigens, welcher Schmied das Teil in der Werkstatt tatsächlich gefertigt hat.


Kleine und große Löffel

Teelöffel (heute oft als Kaffeelöffel für den "Kaffee danach" genutzt) gehörten zumindest in der ersten Hälfte des 19. JH nicht direkt zur Grundausstattung eines Speiseservice. Den Tee trank man nach dem Mahl im Drawing Room. Deshalb ist es ok, wenn ein straight Besteck Jahre später nachträgliche Teelöffel bekommen hat.

Suppe wurde seitlich von den großen Löffeln geschlürft. Als sich dann auch in England die geräuschlosere Frontbetankung durchsetzte, nahm man die großen Löffel aus dem 19. JH als Servierlöffel. Deshalb hat man durchaus mal nur 2 oder 4 große Löffel bei einem Besteck. Eine Boullion kann man auch gut mit den sog. Dessertlöffeln essen. Oder man legt sich moderne runde Suppenlöffel zu. Wobei auch die großen Löffel aus dem 18. JH perfekt sind, die hatten aus meiner Sicht die perfekte Größe. Oder ich suche die fehlenden Löffel für Sie ...


Monogramme, Crests (Familienzeichen) oder gar Wappen

Ein Thema, zu dem jeder seine eigene Meinung finden muss: Will ich Zeichen von Vorbesitzern auf meinem Tafelsilber oder nicht?

Ich persönlich mag grundsätzlich keine Monogramme auf meinen Silbersachen. Wobei ich bei einem schönen Ziermonogramm manchmal gnädig bin. Aber einfach mittig drauf 3 Buchstaben in Blockschrift, das geht gar nicht. Auf solche Ideen kommen vor allem Amerikaner, deren Drang, alles zu markieren, mir sonst nur von bellenden Vierbeinern bekannt ist. Bis hin zu nachträglich eingravierten Sozialversicherungsnummern auf 300 Jahre alten Bechern!

Eine kleine Ausnahme bzgl. Monogrammen mache ich bei alten Bierkrügen / mugs bzw. tankards. Die nahm der Besitzer mit in den Pub. Da war eine Kennzeichnung schon sinnvoll; meist auf dem Griff.

Und nicht jeder hat ein Adelswappen ... Die mag ich aber besonders. Genau wie schöne crests / Familienzeichen.

Zwar kann man nur selten alleine aus einem solchen Zeichen die genaue Herkunft ermitteln, denn beliebte Zeichen wie Löwen wurden im Laufe der Jahrhunderte von vielen Familien genutzt. Aber ein crest ist für mich ein Zeichen von Authentizität. Die meisten Besteckteile aus dem 19. JH haben ein Familienzeichen - oder hatten zumindest mal eines.
Ein komplettes straight Besteck aus dem 19. Jahrhundert mit einem einheitlichen crest ist etwas ganz Besonderes! Nur ganz wenige haben die Zeit (einschließlich diverser Erbschaftsschlachten ) als Ensemble überlebt.

Kommt Ihnen an diesen Bildern etwas komisch vor? Sie haben Recht! Bis weit in die erste Hälfte des 19. JH legte man die Gabeln mit den Zinken nach unten auf den Tisch. (Im frühen 18. auch die Löffel). Deshalb scheinen die crests aus heutiger Sicht bei den Gabeln auf der Rückseite zu sein.

Wenn Sie also ein wertiges Stück Tafelsilber aus dem Vereinten Königreich aus dem 17. bis 19. Jahrhundert kaufen, dann können Sie davon ausgehen, dass der ursprüngliche Eigentümer aus mehr oder weniger adligem Hause kam oder zu einer "neureichen" Familie gehörte, die durch Handel oder Industrie wohlhabend geworden war.
Wenn dieser Erstbesitzer z.B. 1840 ein Besteck in Auftrag gab, dann zunächst einmal kaum für 12 Personen, sondern gleich für 36, 60 oder noch mehr Gäste.
Heute können wir froh sein, wenn davon irgendwo ein komplettes Besteck für 12 Personen überlebt hat. Die Gründe sind - neben Diebstahl und "versilbern" wegen Geschmackswechsel oder finanzieller Notwendigkeit - vor allem Teilungen bei diversen Erbschaften über die Generationen.
Heute ist es leider üblich, dass ein Juwel - ein komplettes viktorianische Besteck für 24 oder gar mehr Personen - für den Verkauf aufgeteilt wird in kleine Portionen, weil eben die Haushalte heute kleiner sind und kaum noch jemand mehr als 12 Personen in seinem Haus bewirtet.
Außerdem wollte der Erstbesitzer seinen Gästen nicht nur zeigen, dass es sein Silberbesteck war, angeschafft vielleicht zu Ehren seiner Ernennung zum Baron oder Earl.
Er wollte auch verhindern, dass Gästen und Personal ein Diebstahl zu einfach gemacht wurde. Aus diesen Gründen ließ er das Familienzeichen / Crest - auf jedes einzelne Teil gravieren.
Wer heute ein solches Besteck erwirbt, bekommt es in der besten Qualität, die jemals auf diesem Planeten gefertigt wurde. Handgeschmiedet in den besten Londoner Werkstätten wie Chawner, Eley + Fearn und Higgins. Und das zu einem Bruchteil des Preises, den man heute für neue gestanzte Industrieware bezahlen muss.
Aber: Es hat - oder hatte - fast immer ein Familienzeichen / Crest. Für viele ist das reizvoll, vor allem, wenn man die Familie genau bestimmen kann und vielleicht sogar den Landsitz, auf dem damit getafelt wurde.
Andere wiederum möchten es lieber entfernt haben. Vielleicht auch, weil genau dieses Crest nicht gefällt.
Bei schlichten Designs wie Old Englisch oder Fiddle / Spaten - bei denen die Crest auf freie Flächen graviert wurden - ist es relativ einfach, es auszupolieren.
Aber Familienzeichen zwischen den Verzierungen von "Kings", "Queens" und anderen Mustern zu entfernen, braucht einen Spezialisten, der nicht nur keine "Löcher" hinterlässt, sondern auch die umliegenden Verzierungen nicht wegschleift.
Sie ahnen es schon: Spezialisten sind selten und teuer. Genau. Aber geben Sie ein solches Besteck irgendeinem "Schleifer", können Sie es danach einschmelzen.